Climate Engineering
Wie realistisch sind technische Lösungen?
Dieser Beitrag möchte keine einfache technische Lösbarkeit des Klimawandels suggerieren. Siehe beispielsweise im Interview mit Niko Paech oder im Kommentar „Fängst du bei Dir an?“. Es ist auch nicht damit getan, Bäume zu pflanzen. Die nationalen und individuellen CO2 Emissionen müssen zusätzlich sinken; sie können nicht alleine durch eine Mehr-Aufnahme von CO2 kompensiert werden.
Seit Jahren werden verschiedenste technische Lösungen zur Eindämmung bzw. Bekämpfung des Klimawandels diskutiert. Im Buch „So tickt die Welt“ von David McCandless sind die prominentesten davon nach ihrer Praktikabilität, also ihrer praktischen Umsetzbarkeit, aufgelistet. Am Beginn steht die einzige „rein biologische“ Lösung: die Aufforstung. Sie ist am ehesten realisierbar und am naheliegendsten. Schließlich sind Steinkohle, Erdöl und Erdgas nichts anderes als abgestorbene Biomasse[i]. Der Aufforstung folgend kommt die Herstellung von Biokohle mit anschließender sinnvoller Speicherung (zum Beispiel im Einsatz in der Landwirtschaft zur Aufbesserung der Böden). Viel beliebter sind “Geoengineering” bzw. “Climate Engineering”-Ansätze: vorsätzliche und großräumige Eingriffe mit technischen Mitteln in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe der Erde. Am Ende der Liste steht die Atombombenzündung im Weltall, bei der sich die Erde theoretisch durch die Verdunkelung der Atmosphäre durch Rußteilchen um 10°C abkühlen würde.
Viele vorgeschlagene Climate Engineering Technologien sind nicht im planetaren Maßstab verfügbar; ihre technische Machbarkeit, ihre ökologischen, finanziellen, gesellschaftlichen und politischen Kosten und Risiken sind unbekannt.
Aufforstung
Mehr Bäume und generell Pflanzen nehmen auch mehr CO2 auf. Neben Aufforstungsmaßnahmen sind hier auch Maßnahmen gegen die Abholzung der Tropenwälder zu nennen.
Biokohle
Biomasse (Blätter, Gras- und Strauchschnitt, etc.) wird in Kohle umgewandelt und im Boden eingelagert. Verbessert zusätzlich die Bodenstruktur, was z.B. der Erosion entgegen wirkt.
Bioenergie mit CO2-Abscheidung
Biomasse wird zur Energiegewinnung verbrannt. Das CO2 wird im Verbrennungsprozess aufgefangen und unterirdisch eingelagert.
CO2-Abscheidung
CO2 wird in Kraftwerken abgeschieden und in alten Erdöllagerstätten unteririsch gespeichert.
Großflächige Reflexion
Haudächer, Straßen und Gehwege werden weiß gestrichen, um möglichst viel Sonnenlicht zu reflektieren.
CO2-Fänger
Mithilfe riesiger Reaktionstürme und künstlicher Bäume wird reines CO2 aus der Luft gefiltert.
Verwitterung („enhanced weathering“)
Die Bindung von CO2 im Gestein wird durch Ausbringen von Mineralien beschleunigt.
Kalkung der Meere
Durch Eintrag von Kalk sinkt der Säuregehalt des Wassers; es wird mehr CO2 gebunden.
Cloud-Whitening
Meerwasserpartikel werden in die Wolken gespritzt, sodass sie aufgehellt werden und mehr Sonnenlicht reflektieren.
Meeresdüngung
Eisenspäne im Oberflächenwasser fördern das Wachstum von Algen, die CO2 aufnehmen.
Aerosole in der Stratosphäre
Einbringung von Schwefelpartikeln in die Atmosphäre zum Reflektieren von Sonnenlicht und zur Kühlung.
Weltallspiegel
Tausende Reflektoren im Orbit sollen das Sonnenlicht von der Erdoberfläche ablenken.
Reflektoren in der Wüste
Ungenutzte Landstriche könnten großflächig mit Spiegelfolie ausgelegt werden.
Atombombenzündung im All
Die Atmosphäre wird mit Teratonnen von Ruß angefüllt, wobei die Temperaturen um 10°C sinken.
[i] Fossile Energieträger entstanden in geologischen Zeiträumen, das heißt vor Millionen von Jahren. Erdöl und Erdgas stammen überwiegend aus Massen von abgestorbenen und abgesunkenen marinen Kleinstlebewesen (überwiegend einzellige Algen), die zunächst unter sauerstofffreien Bedingungen am Meeresboden in einen Faulschlamm umgewandelt wurden. Im Laufe von Jahrmillionen sankt dieser in tiefere Regionen, wo durch hohe Drücke und Temperaturen die organische Substanz umgewandelt wurde. Steinkohle entstand überwiegend aus Pflanzenresten (Urfarne, Kalamiten, Siegel- und Schuppenbäume) großer Sumpfwälder.
Quelle:
McCandless, D. (2014) So tickt die Welt: große Zusammenhänge genial einfach. München: Frederking & Thaler, S. 58f. ISBN: 978-3-95416-183-6; siehe auch die Daten in einer Exceltabelle
Bilder:
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